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„Ich konnte nicht lächeln“ – Das Schicksal des Flüchtlingskindes Ingebourg Kurzewitz, geb. Wiegelis

(von Lennart Bohne, M.A., Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld)


Ende 1944 wird Ingebourg Kurzewitz im Alter von anderthalb Jahren gemeinsam mit anderen elternlosen Kleinkindern aus Ostpreußen in die brandenburgische Neumark evakuiert. Dort kommt sie zur Behandlung in das örtliche Krankenhaus und hat Glück: Die verwitwete Küstrinerin Johanna Friedrich holt Ingebourg als Pflegekind zu sich. Zweieinhalb Monate später, am 19. Februar 1945, wird Ingebourg mit auf die Flucht vor der Roten Armee genommen. Gemeinsam erreichen sie nach vier Wochen der Irrreise durch das Reichsgebiet die ostfriesische Küstenstadt Norden.

Dass ihre Pflegemutter nicht ihre leibliche Mutter ist, ahnt Ingebourg lange Zeit nicht. Es gibt zwar von Zeit zu Zeit Verwirrungen mit dem Familiennamen, doch erst mit der anstehenden Konfirmierung 1957 drängen sich urplötzlich Fragen auf.

Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehöre ich hin? Fortan sind diese Gedanken allgegenwärtig, aber erst 1973, nach dem Tod ihrer Pflegemutter, hat Ingebourg Kurzewitz genügend Kraft, um sich den Fragen zu stellen. Sie begibt sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern, nach ihrem Geburts- und Heimatort, nach ihrer eigenen Herkunft und Identität.


  Bildrechte: Privat
Ingebourg Wiegelis, Ende der Vierzigerjahre
  Bildrechte: Privat
Suchanzeige aus dem Ostpreußenblatt, Jahr unbekannt
  Bildrechte: Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld
Ingebourg Kurzewitz, geb. Wiegelis, während ihres Interviews mit der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, 2018

Die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld widmet dem Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen als erste Institution in der Bundesrepublik seit 2013 eine eigene Dauerausstellung. Dabei liegt der Fokus der Betrachtung auf der Integration der Heimatvertriebenen in die bundesdeutsche Gesellschaft. Die Dokumentation folgt dem Modell dreier konzentrischer Kreise:

  • Tidofeld als historischer Ort markiert den konkreten Ausgangspunkt und bildet damit den inneren Zirkel.
  • Die Dokumentation der Integrationsgeschichte in der Region Ostfriesland stellt den zweiten Kreis dar.
  • Den äußeren Ring bildet die Darstellung mit Blick auf Nordwestdeutschland bis hinunter zum Ruhrgebiet.


Weitere Informationen zur Geschichte dieses Ortes finden sich hier: https://gnadenkirche-tidofeld.org/geschichte

Der Hörbeitrag „‚Ich konnte nicht lächeln‘ – Das Schicksal des Flüchtlingskindes Ingebourg Kurzewitz, geb. Wiegelis“ wurde von Lennart Bohne, M.A. (Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld) im Frühsommer 2020 konzipiert und mit Mitteln der Niedersächsischen Landesbeauftragten angefertigt.

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Verbindungsbüro zur Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebenen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler

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