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Erinnerung der russlanddeutschen Volksgruppe an den langen Schatten des Zweiten Weltkriegs

(von Tatjana Schmalz, M.A.)


In den Neunzigerjahren hörte man in vielen deutschen Kleinstädten plötzlich die russische Sprache. Dass dahinter im seltensten Fall „Russen“, sondern „Russlanddeutsche“ steckten, also deutsche Aussiedler und Spätaussiedler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, ist vielen Einheimischen unbekannt. Ebenso, dass die scheinbar „ethnisch privilegierte Einwanderung“ von Russlanddeutschen nach wie vor ein Instrument der Kriegsfolgenbewältigung ist. Doch wo Wissen und Empathie fehlen, entstehen alternative und zuweilen böswillige Erklärungen: Ein wiederkehrendes Motiv ist der deutsche Schäferhund.

Im folgenden Beitrag spricht die Slawistin Tatjana Schmalz über die Erinnerung der russlanddeutschen Volksgruppe an den langen Schatten des Zweiten Weltkriegs. Sie erklärt, worin das russlanddeutsche Kriegsfolgeschicksal besteht, geht auf das Leben von Deutschen in der Sowjetunion ein und vergleicht deren Erlebnisse in Deutschland mit denen deutscher Heimatvertriebener nach dem Zweiten Weltkrieg.
Bildrechte: Tatjana Schmalz
Tatjana Schmalz, M.A.

Tatjana Schmalz, M.A., (geb. 1994) ist Doktorandin am Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ihre seit Dezember 2018 laufende Dissertation trägt den Arbeitstitel: „Erinnerungskulturen in heterogenen Einwanderungsländern. Angebote für die Neukonzeptionierung der bundesrepublikanischen Erinnerungskultur am Beispiel der russlanddeutschen Volksgruppe.“

Tatjana Schmalz studierte Russisch, Englisch sowie Slawische Literaturen und Kulturen an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Tomsker Staatlichen Universität (Russland). Fast wäre sie unter die Märchen- und Folkloreforscher gegangen – diesem Steckenpferd hält sie in ihrem humoristischen Märchenblog bis heute die Treue (www.magictatsch.com). Doch als der „Fall Lisa“ im Januar 2016 die deutsch-russischen Beziehungen irritierte, widmete sie ihre Masterarbeit der Mediendarstellung von Russlanddeutschen im Vorfeld der Bundestagswahl 2017. So entstanden die Idee zum Promotionsprojekt und eine neue Perspektive auf den alltäglichen Sprachgebrauch: Seit Juli 2019 erklärt Tatjana Schmalz auf Instagram Deutschlernern aus aller Welt die Herkunft umgangssprachlicher Redewendungen und wirbt für den Gebrauch alter Handschriften wie Kurrent und Sütterlin (www.instagram.com/goethewaerestolz). Trivia: In ihrer Familie kamen keine deutschen Schäferhunde vor, nur Dackel und ein Dobermann.


Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Verbindungsbüro zur Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebenen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler

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