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Osterbrief 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ostern ist das Fest der Hoffnung. Christen auf der ganzen Welt feiern die Auferstehung Jesu von den Toten. In diesem Jahr hat das Osterfest für viele Menschen eine ganz besondere Bedeutung. Nach den langen und entbehrungsreichen Monaten in der Pandemie zeichnete sich Anfang des Jahres eine leichte Entspannung der Lage ab. Dank der Impfungen war trotz hoher Infektionszahlen ein deutlicher Rückgang der schweren Krankheitsverläufe zu erkennen. Diese Entwicklung tat uns allen gut, denn die soziale Isolation und das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen lasten auf den meisten Menschen schwer. Doch der aufkeimende Optimismus in der Bevölkerung wurde durch eine neue Bedrohung erschüttert. Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Putins auf die Ukraine mussten wir erleben, wie schnell die Weltordnung Ende Februar aus den Fugen geraten ist. Erschüttert sehen wir die Bilder von den durch russische Bomben zerstörten Dörfern und Städten. Wir sehen verzweifelte Menschen, die in Luftschutzkellern Zuflucht suchen. Unser Mitgefühl gilt denen, die gegen die Übermacht der russischen Truppen und für ihre Freiheit und ihr Land kämpfen, den Verwundeten, den Trauernden, den Hilfsorganisationen und den Eingekesselten. Mehrere Millionen Frauen, Kinder, Alte und Kranke fliehen aus der Ukraine. Frauen, die in ständiger Angst um ihre Männer, Väter und Söhne sind, organisieren sich auf der tagelangen Flucht, um ihre Angehörigen in Sicherheit zu bringen. Niemand weiß, ob und wann sie zurück in ihre Heimat können.
Diese schrecklichen Ereignisse haben eine Welle der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ausgelöst. Viele Länder beteiligen sich an der Aufnahme und Versorgung der Geflüchteten. Europa rückt zusammen.
Doch die Ereignisse lösen auch Ängste aus. So stellen sich viele Menschen die Frage, ob Putin weitere Eskalationen riskiert, um die Nato in diesen Krieg zu verwickeln.
Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg erfasst viele Ältere unter uns, die sogenannte Erlebnisgeneration. Betroffene berichten mir, dass die Bilder und Berichte von den Kriegshandlungen in der Ukraine und den Flüchtenden die Schrecken der eigenen Flucht und der Vertreibung wieder hörbar, sichtbar und fühlbar werden lassen. Ich kann nur erahnen, wie schmerzlich und lähmend diese Gefühle sein müssen, die aus der Tiefe in das Bewusstsein der Kriegskindergeneration drängen, welche kaum eine Möglichkeit hatte, das damals Erlebte zu verarbeiten.

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges sind auch in meinem Verbindungsbüro zu spüren. Mein Team und ich helfen, wo wir können. Täglich erreichen uns Anfragen von Geflüchteten, die als deutsche Minderheit in der Ukraine gelebt haben und nun in Niedersachsen ihr Aufnahmeverfahren als Spätaussiedler anstreben. Das klingt im ersten Moment simpel, ist in der Umsetzung jedoch ausgesprochen komplex und bedarf vieler Formen der Aufklärung. So hat unsere Arbeit im
Verbindungsbüro eine neue Richtung bekommen, die wir uns noch vor wenigen Wochen kaum
vorstellen konnten. In absehbarer Zeit werden wir eine Lesung zum Ukraine-Krieg durchführen,
zu der wir Landespolitikerinnen und -politiker einladen. Außerdem werden wir das digitale Projekt „Friedensbotschafter“ starten, um ein Zeichen gegen den grausamen Krieg in der Ukraine und für den Frieden in Europa zu setzen.

Um in dieser schwierigen Zeit einige hoffnungsvolle Akzente zu setzen, haben wir uns entschieden, auch unsere bereits seit langem geplanten Projekte und Veranstaltungen in den kommenden Monaten umzusetzen und durchzuführen. Wir werden beim „Tag der Niedersachsen“ in Hannover unser Patenland Schlesien präsentieren, das Vorhaben zu den ostdeutschen Heimatsammlungen mit dem Museumsverband für Niedersachsen und Bremen fortführen, das Projekt „Geflohen, vertrieben – angekommen!?“ in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem BdV zum Abschluss bringen, an der Veranstaltungsreihe „Fluchtpunkt Niedersachsen“ teilnehmen und das Medienbildungsprojekt „Perspektive“, das sich insbesondere an junge Spätaussiedler richtet, verwirklichen.
Außerdem nehmen wir auch in diesem Jahr unsere Spätaussiedlerehrung „Angekommen“ vor und prämieren erstmals Nachwuchsarbeiten zum Thema „Flucht und Vertreibung“.

Wir informieren Sie fortlaufend auf unserer Homepage über unsere Aktivitäten und würden uns sehr freuen, Sie beim Tag der Niedersachsen vom 10. bis 12. Juni 2022 an unserem Stand am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer in Höhe des NDR-Funkhauses in Hannover begrüßen zu können.

Mein Team und ich wünschen Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Osterfest. Vielleicht gelingt es uns im Kreise unserer Liebsten, unsere Sorgen und Zukunftsängste für einige Momente auszublenden, um Kraft und Zuversicht zu gewinnen.

Allen, die sich für die Geflüchteten aus der Ukraine einsetzen, danke ich von ganzem Herzen.


Ihre
Editha Westmann


Hannover, den 08. April 2022
Osterbrief der Landesbeauftragten Editha Westmann

  Osterbrief der Landesbeauftragten Editha Westmann
(PDF, 0,16 MB)

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Verbindungsbüro zur Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebenen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler

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