Internationaler Frauentag
Internationaler Frauentag
Leistung der heimatvertriebenen Frauen ist besonderer Erinnerung wert
Am 8. März wird in vielen Teilen der Welt dazu aufgerufen, die Rechte der Frauen zu stärken. Die Niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Editha Westmann MdL, möchte in diesem Zusammenhang auf das Schicksal der Frauen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten aufmerksam machen: „Ein Dreivierteljahrhundert nach Flucht und Vertreibung können sich heute bei uns viele Menschen kaum mehr vorstellen, was jene Ereignisse in der Wirklichkeit bedeuteten. Die überlebenden Frauen haben später nur im engsten Familienkreis davon erzählt. In der Öffentlichkeit schien es ihnen zu schwer, die richtigen Worte oder ein offenes Ohr zu finden.“
Vom Flucht- und Vertreibungsgeschehen waren die Frauen unmittelbarer betroffen, da ihre Männer zur Armee eingezogen, gefallen oder in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Bei Schnee und Eis mussten die Frauen mit ihren Kindern und eigenen Eltern flüchten, wurden in den Trecks und bei der Evakuierung über die Ostsee von Tieffliegern und U-Booten beschossen oder vielfach vergewaltigt und in ihrer Heimat interniert und entrechtet. Hunderttausende Frauen wurden in die Sowjetunion verschleppt und teilten dort das Deportationsschicksal der Deutschen aus Russland. Getrennt von Angehörigen und ohne Nachrichten, hielten die Frauen Kälte, Hunger, Gewalt und Hoffnungslosigkeit aus. Viele von ihnen gaben ihr Letztes, um ihre Kinder am Leben zu halten. Nach Zwangsarbeit und Vertreibung reihten sie sich in das Heer der Trümmerfrauen ein und wirkten am Wiederaufbau Westdeutschlands und der DDR mit. Mit ihrer Ausdauer, Leistungsfähigkeit und Klaglosigkeit trugen die heimatvertriebenen Frauen wesentlich zum Wirtschaftswunder in der jungen Bundesrepublik bei.
Der mörderische Zweite Weltkrieg ist von Deutschland ausgegangen. Zu differenzieren heißt allerdings, auch daran zu erinnern, dass Millionen deutsche Mädchen und Frauen östlich von Oder und Neiße und in Südosteuropa ein besonders hartes Kriegsfolgenschicksal erlitten haben. Die deutsche Bundesregierung ist ihrer Verantwortung inzwischen gerecht geworden und hat den einstigen Zwangsarbeiterinnen eine Anerkennungsleistung ausgezahlt. Damit ist das Thema aber nicht abgeschlossen. „Wir benötigen eine größere Sensibilität bei der psychosozialen Versorgung der hochbetagten Zeitzeuginnen, welche sich nur durch eine besondere Schulung des ärztlichen und pflegerischen Personals erreichen lässt. Außerdem brauchen wir mehr Forschung, um Weiteres über die Auswirkungen von Flucht, Deportation und Vertreibung auf das Schicksal von Familien, Kindern, Enkeln und Urenkeln zu erfahren. Angesichts der vielen Flüchtlinge weltweit ist dieser Wissensbedarf aktueller denn je. Der Weltfrauentag bietet einen guten Anlass, hierüber nachzudenken“, so die Landesbeauftragte Editha Westmann.
Hannover, den 5. März 2021
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Verbindungsbüro zur Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebenen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler