Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Der vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselte Krieg brachte Tod und Vernichtung über viele Völker Europas.
„Wir brauchen und wir haben die Kraft, der Wahrheit so gut wir es können ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit.“
(Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985)
Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Der vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselte Krieg brachte Tod und Vernichtung über viele Völker Europas. Grausamer Höhepunkt des NS-Rassenwahns war die Shoah, die planmäßige, systematische Ermordung der europäischen Juden. Die Erinnerung an die Verbrechen, die von Deutschland während des Krieges begangen worden sind, ist heute selbstverständlicher Bestandteil unserer Gedenkkultur. Das ist richtig, und das muss so bleiben.
Zum kollektiven Gedächtnis unserer Nation gehört ebenfalls das Bewusstsein, dass zwischen 1945 und 1949 Millionen Deutsche aus dem Osten ihre Heimat verloren haben. Der bundesweite Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni bringt dies beispielhaft zum Ausdruck. Es lässt sich dennoch nicht leugnen, dass die Erinnerung an Flucht und Vertreibung der Deutschen zu verblassen droht. Gerade in der jüngeren Generation schwindet das Wissen um die damaligen Ereignisse und ihre bis in die Gegenwart reichenden Folgen. Wir dürfen und wollen uns nicht damit abfinden. Anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes setzen wir deshalb ein Zeichen:
Wir erinnern an rund 15 Millionen Deutsche, unsere Väter, Mütter und Großeltern, die aus Ostbrandenburg, Schlesien, Pommern, Danzig, Ostpreußen, dem Sudetenland und den deutschen Siedlungsgebieten im östlichen und südöstlichen Europa vertrieben worden sind. Im Zuge der Vertreibung der Deutschen haben sie ihre Heimat und ihr Hab und Gut verloren. Dadurch wurde das Aufbauwerk von Generationen zerstört.
Wir erinnern an die unzähligen Opfer, die auf der Flucht vor der Roten Armee, bei Gewaltexzessen und in Internierungslagern ums Leben gekommen sind.
Wir erinnern an die Millionen deutscher Frauen, die vor allem im Osten Opfer von Massenvergewaltigungen geworden sind. Wir halten das Andenken an die zahllosen Mütter in Ehren, die für ihre Kinder Übermenschliches geleistet haben.
Wir erinnern an die Hunderttausenden deutschen Zivilverschleppten, darunter zahlreiche Minderjährige, die nach dem Krieg aus den Vertreibungsgebieten in die Sowjetunion deportiert worden sind, wo viele verstarben.
Wir erinnern an das seelische Leid, das mit dem Heimatverlust verbunden war. Es hat die Betroffenen ihr Leben lang gezeichnet und Familien traumatisiert.
Wir erinnern an die ungeheuren kulturellen Verluste, die das Ende der jahrhundertealten deutschen Siedlungsgeschichte im östlichen Europa mit sich gebracht hat.
Wir erinnern daran, dass die Vertreibung der Deutschen, bis heute die größte erzwungene Bevölkerungsverschiebung der Geschichte, ein völkerrechtswidriges Unrecht und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit war. Diese Einschätzung steht in Einklang mit der Rechtsauffassung, die alle Bundesregierungen nach 1949 vertreten haben.
Wenn wir an die Flucht und Vertreibung der Deutschen erinnern, tun wir das nicht, um deutsche Schuld zu relativieren. Wir tun es, damit jetzige und künftige Generationen wissen, wohin Krieg, Hass und Gewalt führen, und damit sie begreifen, was Heimatverlust bedeutet. Denn aus der Geschichte lernen kann nur, wer die Geschichte kennt.
Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Der vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselte Krieg brachte Tod und Vernichtung über viele Völker Europas.
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Ansprechpartner/in:
Verbindungsbüro zur Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebenen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler