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70 Jahre Landsmannschaft Schlesien

Festakt in Hannover


Die Landsmannschaft Schlesien blickt in diesem Jahr auf ihre Gründung vor 70 Jahren zurück. Die ebenfalls seit 70 Jahren bestehende Patenschaft des Landes Niedersachsen ist am 11. Oktober 2020 in einer Feierstunde gewürdigt worden, die aufgrund der Corona-Pandemie nur in einem kleinen Kreis stattfinden konnte.

Im Vorfeld der Jubiläumsfeier trafen sich die Mitglieder der Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. ebenfalls in Hannover, um turnusgemäß einen neuen Bundesvorstand zu wählen. Der bisherige Bundesvorsitzende Stephan Rauhut wurde erneut in seinem Amt bestätigt. Ebenfalls wiedergewählt wurden die beiden Stellvertreter Renate Sappelt und Dr. Heinz-Werner Fleger. Bundesschatzmeister bleibt Christfried Krause, Landesvorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg. Auch Bundesschriftführerin Monika Schultze wurde von den Delegierten bestätigt. Die bisherige Bundesfrauenreferentin Anneliese Woschke wird ihr Amt ebenfalls weiterführen und übernimmt zusätzlich die Funktion der Bundeskulturreferentin. Um die Jugendarbeit zu intensivieren wurde mit dem 23-jährigen Tobias Schulz ein Jugendbeauftragter ernannt. Silvia Koziolek-Beier ist neue Beauftragte des Bundesvorstandes für grenzüberschreitende Aktivitäten.

Einen Wechsel gab es im Amt des Präsidenten der Bundesdelegiertenversammlung – Schlesische Landesvertretung. Der langjährige Präsident Dr. Gotthard Schneider trat nicht erneut zur Wahl an und leitete damit einen Generationswechsel im höchsten Amt der Landsmannschaft ein. Schneider wurde von den Delegierten für seine Arbeit und Verdienste um die Landsmannschaft und um Schlesien mit viel Beifall verabschiedet. Die Nachfolge im Amt des Präsidenten tritt der Bundestagsabgeordnete Peter Beyer an. Der 49-jährige Jurist vertritt im Bundestag den Wahlkreis Mettmann II (Heiligenhaus, Ratingen, Velbert und Wülfrath). Er ist dort Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit der Bundesregierung im Auswärtigen Amt. Beyer lebt in Ratingen und hat zwei Kinder.

Vor seiner Wiederwahl zum Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. wurde Stephan Rauhut durch den scheidenden Präsidenten der Bundesdelegiertenversammlung – Schlesische Landesvertretung, Dr. Gotthard Schneider, für seine Verdienste um die Landsmannschaft und seinen Einsatz für Schlesien mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet. Das Schlesierkreuz ist die zweithöchste Auszeichnung, die von der Landsmannschaft vergeben wird. Rauhut, Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen und seit 2013 Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, zeigte sich „überrascht, dankbar und überwältigt“. Es sei eine große Ehre und ein Ansporn zugleich, sich weiter für Schlesien, die Schlesier und die Landsmannschaft Schlesien zu engagieren.

Ebenfalls mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet wurde Ministerialrat Klaus Engemann (Ministerium für Wissenschaft und Kultur), der als langjähriger Referatsleiter im Innenministerium für den Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen zuständig war. Er leitete dort das Referat Spätaussiedler, Heimatvertriebene, Enteignungs- und Stiftungsangelegenheiten, Landesveranstaltungen. Engemann hatte wesentlich zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen der niedersächsischen Landesregierung und der Landsmannschaft Schlesien beigetragen, indem er den 2013 neu gewählten Bundesvorsitzenden Rauhut tatkräftig unterstützte und ihm Wege in die niedersächsische Politik ebnete.

Als Vertreter des Patenlandes Niedersachsen sprach der stellvertretende niedersächsische Ministerpräsident und Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Dr. Bernd Althusmann, ein Grußwort. Darin hob er die enorme Aufbauarbeit der Schlesier in Niedersachsen hervor. Niedersachsen habe den Heimatvertriebenen, insbesondere den Schlesiern, sehr viel zu verdanken. Ebenfalls herzliche Worte der Anerkennung für die Landsmannschaft fand die niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Editha Westmann. Auch der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius, gratulierte zum 70. Jubiläum und lobte die Arbeit und das Engagement der Landsmannschaft. Als weiterer Ehrengast war der polnische Generalkonsul Mariusz Pindel nach Hannover gekommen.

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer sowie Boris Pistorius, niedersächsischer Minister für Inneres und Sport, gratulierten in Video-Grußbotschaften. Die Festansprache hielt Horst Milde, langjähriges Mitglied des niedersächsischen Landtages und von 1990 bis 1998 Landtagspräsident. In bewegenden Worten erinnerte er an das leidvolle Schicksal von Millionen Heimatvertriebenen und blickte in beeindruckender Weise auf die Geschichte der Landsmannschaft Schlesien zurück.

Höhepunkt der Feierstunde war die Auszeichnung von Horst Milde durch Stephan Rauhut mit dem Schlesierschild, der höchsten Auszeichnung, die von der Landsmannschaft Schlesien vergeben wird. Das Schlesierschild kann nur an 30 lebende Personen verliehen werden. Der 1933 in Breslau geborene SPD-Politiker zeigte sich sichtlich bewegt über die große Ehrung für seine Verdienste um Schlesien.

Horst Milde trat 1956 in die SPD ein. Er war von 1964 bis 1973 Abgeordneter des Leeraner Kreistages, von 1965 bis 1968 stellvertretender Landrat des Landkreises Leer und von 1968 bis 1973 ehrenamtlicher Bürgermeister von Leer. Von 1967 bis 1974 gehörte Milde erstmals dem niedersächsischen Landtag an. Im September 1973 wurde Milde Präsident des niedersächsischen Verwaltungsbezirkes Oldenburg. Dieses Amt hatte er bis 1976 inne. Von 1986 bis 1991 war er ehrenamtlicher Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg (Oldenburg). Als Oldenburger Oberbürgermeister setzte er sich für die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ein und förderte ihre Zusammenarbeit mit Stadt und Region. Von 1978 bis 1998 gehörte er dem niedersächsischen Landtag erneut als direkt gewähltes Mitglied (Wahlkreis 74 Oldenburg Nord) an, von 1990 bis 1998 war er zudem dessen Präsident. 1998 zog er sich aus der Politik zurück.
Milde erhielt zahlreiche Ehrungen, insbesondere für sein Engagement für seine schlesische Heimat und die deutsch-polnische Verständigung. Unter anderem erhielt er die Medaille „1000 Jahre Breslau – 1000 lat Wrocławia“ in Anerkennung der Verdienste um das städtische Museum Wrocław/Breslau, die Gedenkmedaille in Silber der deutsch-sozial-kulturellen Gesellschaft in Breslau, das Ehrenzeichen der Republik Polen für Verdienste um die polnische Kultur und die Silbermedaille der Stadt Breslau. Zudem wurde er zum „Verdienten Bürger Breslaus“ ernannt mit der Gedenkmedaille „Merito de Wratislawia – Verdienst um Breslau“.

Hannover, den 22. Oktober 2020

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Verbindungsbüro zur Niedersächsischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebenen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler

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